Mehrere Zeitungen betreiben gerade Clickbaiting mit Überschriften zum Thema Sandwesten in Schulen. Dabei wird der Eindruck erweckt, in Hamburg würden unruhigen Kindern nun mit Sand extra schwer gemachten Westen sozusagen zur Strafe angezogen, um sie zum Stillsitzen zu zwingen. Da geht natürlich gleich das Kopfkino an: Sandwesten? Um Kinder zu fixieren? Wie pervers!
Empört schreiben die Leser schreiben also hitzige Kommentare und teilen die Artikel mit den reißerischen Überschriften nicht nur in ihrer privaten Timeline, sondern auch in Elterngruppen auf Facebook zum kollektiven Aufregen. Damit ist für die Zeitungen die Rechnung voll aufgegangen: viele Klicks, viele Kommentare, viele wütende und traurige Smileys – genau darauf waren sie aus.
Blöd nur, dass die Story bei genauem Hinsehen exakt keinen Skandalwert hat. Im Gegenteil: Beschwerte Decken, Jacken und Westen werden schon seit vielen Jahren erfolgreich in der Arbeit mit autistischen und wahrnehmungsgestörten Kindern und Jugendlichen eingesetzt.
Was in der Diskussion schnell untergeht: Kein Kind muss diese Westen tragen. Sie sind ein freiwilliges Angebot.
Sie wurden entwickelt, um diesen Kindern zu helfen, sich selbst zu spüren. Der flächige Druck auf der Haut hat insbesondere für sie nämlich den angenehmen Effekt, dass sie endlich die Grenzen ihres eigenen Körpers spüren können. Die Folge: Sie fühlen sich entspannter und können sich besser konzentrieren.
Dass Sandwesten nun also langsam auch im ganz normalen Schulalltag Einzug halten, ist also kein Grund zur Empörung, sondern ein Zeichen dafür, dass es mit der Inklusion vorangeht. Denn sie helfen Kindern, denen es im typischen Schulalltag schwer fällt, sich zu konzentrieren, beim Ruhigwerden und Aufpassen. Ist das nicht genial?
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