Für den Endspurt hat mir GU eine Lektorin zur Seite gestellt, die mit mir gemeinsam das Manuskript in die endgültige Fassung bringt. Sie ist selbst Mama von drei Kindern, und wir haben uns von Anfang an gut verstanden. Nun trudeln täglich meine eigenen Kapitel in überarbeiteter Fassung bei mir ein, und dabei immer die Frage: „Einverstanden?“


Mal ist ein Absatz drei Zeilen zu lang, mal fehlt noch eine Bildunterschrift, ab und zu stellt sie eine Formulierung um – all das steckt auch das sensibelste Autorenherz gut weg. Schwieriger wird’s, wenn’s ans Eingemachte geht: Können wir das Kapitel mit den Einschlafhilfen wirklich so lassen? Raten wir da den Eltern nicht dazu, ihren Babys lauter anstrengende Schlafgewohnheiten anzugewöhnen, die sie nachher nicht mehr loswerden? Wir telefonieren, diskutieren, halten Rücksprache mit dem Verlag. Schließlich beschließen wir: Alles bleibt, was wie es ist, wir fügen nur noch eine zusätzliche Doppelseite ein. Thema: „Keine Angst vor dem Verwöhnen“. Dazu noch ein Text darüber, dass gerade beim Thema Schlaf die Bedürfnisse aller geachtet werden müssen – auch die müder Eltern. Der Windelfrei-Kasten steht natürlich auch in der Diskussion. Manche im Verlag bezweifeln, dass das ein zielgruppenrelevantes Thema ist. Am Ende steht ein Kompromiss: Der prominent platzierte Kasten dazu fliegt raus, aber im Fließtext ist der Inhalt nachher doch drin, mitsamt Hinweis auf weiterführende Internetseiten.

Kurz vor der endgültigen Textabgabe ermuntert mich meine Lektorin dazu, das letzte Kapitel noch mal umzuschreiben. Anstatt so neutral wie möglich die verschiedensten Erziehungsstile vorzustellen, soll ich ruhig Position beziehen: Das ganze Buch ist ein Plädoyer für einen bedürfnisorientierten Umgang mit Babys – warum das Kind also nicht beim Namen nennen? Also setze ich mich noch mal hin und schreibe einen neuen Schluss, in dem noch mal alles auftaucht, was mir so am Herzen liegt: Dass neugeborene Menschenkinder mit den selben Grundbedürfnissen auf die Welt kommen wie Babys, die in der Steinzeit geboren werden, und dass es das Leben für alle Beteiligten so viel leichter macht, wenn man diese Bedürfnisse befriedigt anstatt sie zu bekämpfen. Es entsteht ein richtig schöner, runder Schluss.

Nun liegt das fertig lektorierte, zeilengenau eingepasste, mit viel Herzblut geschriebene und überarbeitete Buch beim Verlag, wo es noch ein letztes Mal gegengelesen wird, bevor es dann kurz vor Weihnachten in den Druck geht (denn so lange dauert es, bis der Illustrator die knapp 100 Bilder dafür gezeichnet hat). Und jetzt könnte ich ein paar gedrückte Daumen brauchen, dass nun einfach alles so bleiben kann, wie es ist. Denn besser, glaube ich, kriegen wir’s nicht mehr hin.